Die Hanfpflanze wird seit vielen tausend Jahren von den Menschen genutzt. Sie ist so vielseitig einsetzbar, wie kaum eine andere Pflanze. Kleidung, Nahrung, Öl sowie Papier, Dämmstoffe und Energie können daraus gewonnen werden. Schon der lateinische Name Cannabis sativa bedeutet der „nützliche Hanf“.
Niederösterreich ist das Hauptanbaugebiet in Österreich. Viele Ortsnamen wie Amstetten (Hampstätten) oder Hanfthal im Weinviertel deuten noch darauf hin. Schon im Jahr 1873 wurden etwa 40. 000 ha Hanf angebaut. Zwischen 1969 und Österreichs EU-Beitritt 1995 kam der Hanfanbau völlig zum Erliegen.
Die Pflanze als Grundlage für Bekleidung ist aber wenig bekannt. Dabei bringt ein Hanffeld dreimal so viel Ertrag wie ein Baumwollfeld.
Genügsam und umweltfreundlich
Cannabis ist genügsam und wächst mit wenig Aufwand, aber hohem Ertrag fast überall. Die Hanfpflanze wächst schnell und erreicht schon in knapp hundert Tagen den Erntestatus. Beim Anbau Werden kaum Pflanzenschutzmittel benötigt, was die Umweltbelastungen gering hält. Die Pflanze verbessert die Bodenstruktur und wächst so schnell, dass keine Herbizide nötig sind. Deshalb eignet sie sich auch optimal für den ökologischen Anbau.
Hanffasern als Industrieprodukt
Dabei war Hanf neben Flachs die längste Zeit der Menschheitsgeschichte eine der wichtigsten pflanzlichen Fasern zur Stofferzeugung. Hanffasern sind extrem strapazierfähig und reißfest. Einen Höhepunkt führen Hanffasern im 17. Jahrhundert. Seile und Segeltücher für die Schifffahrt waren die Ursache. Ein Segelschiff allein benötigte 50 bis 100 Tonnen Hanffasern für die Segel und Taue. Nach einigen Jahren wurden die Materialien ersetzt und sorgten so für eine langfristige Blüte des Hanfanbaues. Erst mit dem Beginn der Dampfschifffahrt ging die Produktion zurück.
Kleidung aus Hanf
Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts war Hanf, die weitverbreitetste Textilfaser der Welt. Es waren keineswegs nur grobe Seile oder Säcke, die dabei entstanden. Trotz ihrer hohen Festigkeit lässt sich die Faser zu weichem, glänzendem Garn spinnen. Das wurde traditionell zu feinen und hautfreundlichen Stoffen weiterverarbeitet.
Hanfkleidung kann sommers wie winters getragen werden. Durch feine Lufteinschlüsse ist die Faser ähnlich wie Seide, kühlend im Sommer und wärmend im Winter.
Hauptanbaugebiet für die Textilherstellung ist Asien. In Europa fehlt, ähnlich wie bei Leinen, die textilverarbeitende Industrie. Kleidung aus Hanf erfreut sich aber steigender Beliebtheit. Dabei spielen Umweltbewusstsein und Tragekomfort eine Rolle. Viele Modelabel der Ökotextilbranche setzten auf die umweltfreundliche Faser. Online oder in Läden mit Biotextilien findet sich eine stetig wachsende Palette an ökologischen und modischen Hanftextilien.
Imageproblem und Wiederentdeckung
In den 1930er Jahren geriet die Pflanze wegen ihres THC-Gehalts (Tetrahydrocannabinol, eine rauschbewirkende Substanz) in Verruf. Der Anbau geht zurück und viele Nutzungsmöglichkeiten gerieten in Vergessenheit. Heute werden in der EU Faserhanfsorten mit weniger als 0,2 mg THC-Gehalt gefördert. Fasersorten durchlaufen in Österreich eine mindestens zweijährige Prüfung, bevor sie zum Anbau zugelassen werden.
Hanf erlebt derzeit eine Renaissance. In Österreich wird die Pflanze auf knapp 1. 500 ha hauptsächlich für Ernährungszwecke angebaut. Vor 6 Jahren waren es nur 600 ha. Das Stroh verbleibt oft am Feld und dient der Bodenverbesserung. Die Schäben (holzige Reste der Pflanzenstängel) und andere Abfallstoffe werden hauptsächlich in der Dämmstoffindustrie verwendet. Auch als Mulchmaterial im Garten sind die Schäben gut geeignet, da sie ph-neutral verrotten und bei Nässe im Gegensatz zu Rindenmulch nicht riechen.
In Niederösterreich läuft gerade ein Versuch die Fasern wieder regional zur Seilherstellung zu nutzen. Dazu arbeitet eine Amstettner Seilerei an der aufwendigen Aufbereitung der Fasern, die aus einem Produktionsbetrieb im Mostviertel stammen.
(Quellen: Hanfland, Hanfwelt)